Was sind die Grundlagen des Trainings der IEHAS?
Im ersten Fundament ist die Entwicklung der motorischen und mentalen Fähigkeiten das Ziel. Diese Fertigkeiten zeigen sich am Ende durch eine zentrierte Gelassenheit im Reiten, als auch beim Schießen.
Wir erreichen dies durch verschiedene Übungen, die darauf ausgerichtet sind, mit den Händen andere Bewegungen zu vollziehen, als mit den Beinen und den Füssen. So wird der ganze Prozess des Bogenschießens im Gehen, Hüpfen und Joggen geübt.
Die Koordination von Ober- und Unterkörper und die separate Umsetzung von Reiten und Schießen in unterschiedlichen Rhythmen führen zu einer sicheren Technik.
Unterstützend für die Entwicklung einer Raumwahrnehmung und der Balance integrieren wir in unserem Training Übungen aus verschiedenen Richtungen aus der Kampfkunst, wie beispielsweise aus dem Aikido Stock- und Schwertkampf. Hier entwickelt der Schüler einen stabilen Stand und trainiert seinen Körper auf eine Weise, die ihm eine schnelle Korrektur seiner Körperbalance ermöglicht.
Ein gutes, unter professioneller Anleitung vermitteltes Fundament beinhaltet auch gleichzeitig ein mentales Training und das Verständnis für das Gelernte. So ist es am Anfang förderlich, eine blanke Scheibe ohne Bewertung zum Üben zu verwenden, um den Geist nicht durch Bewertung zu blockieren und möglichst jeden Schuss mit einer positiven Erfahrung zu verknüpfen.
Durch innere Bilder und Vorstellungsübungen wird die Scheibe mehr als Fläche wahrgenommen. Später wird diese Übung blind mit geschlossenen Augen auf zehn Meter durchgeführt.
Der Kontakt zur Scheibe und zum Pferd ist im Natural Horseback Archery essentiell, die Scheibe und der Raum dazwischen wird hier mehr gespürt, anstatt gezielt über die Augen beschossen. Wir folgen unserem Impuls.
Natural Horseback Archery – Reiten auf offener Fläche
Wenn der Reiter mit seinem Pferd schon eine gute Verbindung und eine solide Technik haben, kann auf einer freien Fläche geritten werden. Hierbei wird das Pferd über den Sitz und das Bein geritten und gelenkt. Dies entspricht auch der realen Situation, da sich bei kleinen Richtungsänderungen sofort auch Distanzveränderungen ergeben und der Schütze sich nicht mehr auf eine vorgegebene Linie verlassen kann. Das Pferd wird sich, wenn der Reiter nicht angemessen und schnell reagiert, immer mehr Spielraum nehmen. Hier ist die Verbindung und das aktive Dabeisein des Pferdes von Wichtigkeit.
In den ersten beiden Skill Level wird ohne Sattel und gebisslos geritten, um die wahre Kunst des Reitens und der Einheit von Mensch und Pferd zu demonstrieren.

Ein individueller Weg
Nach unserer Erfahrung ist das Bogenschießen wie auch das Reiten ein sehr persönlicher Weg. Eine individuelle Schulung ist eine Voraussetzung, um eine Technik für den Reiter zu entwickeln, die zu seinen Fähigkeiten, seinem Körper und zu seinem Charakter passt.
Durch ein klares, aufbauendes Training und positive Erfahrungen haben die Schüler und die Pferde immer mehr Vertrauen in sich selber, als auch zueinander.
Es ist besser, wenige Übungen zu vermitteln, dafür aber eine gute Technik im Schüler zu verankern. In dieser Basis liegt die Sicherheit und das Selbstvertrauen, denn in schwierigen Situationen greift das Unterbewusstsein wieder darauf zurück.
„Löcher“ im Fundament können später die Weiterentwicklung blockieren.

Fähigkeiten für das Natural Horseback Archery
Der Schüler sollte seine Hände und Füsse separat koordinieren können, um später einen Pfeil zu schiessen und gleichzeitig eine Beinhilfe (Richtungshilfe) für das Pferd zu geben.
Auch soll er durch regelmässiges Üben von Koordination und Rhythmus die Zentrierung seiner Körperachse verbessern und seine Fähigkeit steigern, komplexe Bewegungsabläufe schnell zu verknüpfen und umzusetzen.
Wir sehen das Bogenschießen vom Pferd zwar mehr als Kunst und weniger als Sport, wohlgleich ist ein gesundes Maß an körperlicher Fitness für Pferd und Reiter notwendig, damit der Mensch und sein Pferd Kraft und Ausdauer entwickeln können und dabei gesund bleiben.
Im Gesamtablauf des Trainings ist die Berücksichtigung des persönlichen Bewegungsspektrums des einzelnen wichtig, da jeder Körper unterschiedlich ist.
Das Natural Horseback Archery beinhaltet viele Fähigkeiten, von denen der Bogen nur ein Bestandteil ist. Die Einheit von Pferd und Reiter ist das lohnende Ziel. Die Kunst des Reitens und des Bogenschießens stehen hier gleichwertig nebeneinander, so wie Mensch und Pferd.

Grundtraining Skill Level 1-2
Hier lernen die Schüler, die ersten Pfeile seitlich im Rhythmus des Pferdes zu schiessen, und nach gefestigter Technik kommen zusätzliche Schusswinkel nach vorne und nach hinten dazu.
Dabei achten wir darauf, dass die Distanzen konstant bleiben, für den ersten Schuss nach vorne ca. etwa 20-15 Meter, seitlich 20 Meter und nach hinten ab 15-20 Meter, um mit diesem regelmässigen Ablauf ein einheitliches Trefferbild zu erreichen.
Was braucht das Pferd?
Das Pferd bringt die Ebene der Kommunikation, der Achtsamkeit und des intuitiven Gespürs mit sich. Für die Ausbildung des Pferdes braucht es eine Reitweise, welche ohne Zügel funktioniert, um mit dem Bogen unabhängig zu bleiben. Dies bedeutet, dass wir eine natürliche Verbindung zwischen Reiter und Pferd entwickeln müssen, welche auf Vertrauen und Achtung aufbaut.
Eine solche Verbindung erreichen wir unter anderem durch das Zusammenleben mit dem Pferd in der Herde einerseits, als auch durch positive Erlebnisse und freudvolle gemeinsame Zeit im Zweierteam als „Kleinstherde“.
Die Ausbildungsschritte für das Pferd sind ähnlich denen eines Anfängers im Bogenschießen. Das Pferd lernt, die Abläufe zu verstehen und „schussfest“ zu werden. Es wird an Bogen, Pfeile und Scheiben achtsam herangeführt und in den ganzen Ablauf miteinbezogen, vorzugsweise so, dass es diesen aus eigenem Interesse mitmachen möchte. Hier ist darauf zu achten, dass man dem Pferd dabei nicht in die Augen schaut und seinen Fokus zerstreut. Wir vollziehen beispielsweise mit dem Pfeil ruhige, für das Pferd angenehme Handlungen und putzen es ausgiebig damit.
Wenn das Pferd diese Aktion akzeptiert, kann die Intensität gesteigert werden, in dem ein Pfeil eingelegt und in angemessener Distanz zum Pferdekörper ohne Vollauszug vom Bogen „geflitscht“ wird.
Hier gilt es, geduldig das Pferd auszubilden und nicht zu schnell vorzugehen, damit ein starkes Fundament für die spätere Zusammenarbeit gelegt wird.
Das Pferd wird den Reiterschützen zusätzlich als vertrauensvollen Partner erleben, wenn man sich um seine täglichen Bedürfnisse wie fressen, trinken, bewegen, putzen in der Herde und somit um seine geistige und körperliche Gesunderhaltung persönlich kümmert.
Der Reiterschütze soll sein Pferd nicht übermässig zum Schiessen benutzen. Ein dauerndes Wiederholen des Weges bei gleicher Galopprichtung ist schädlich für das Pferd und es braucht ein gymnastisches Programm, um diese Einseitigkeit auszugleichen.
Zur Zeit der Reitervölker standen einem Schützen meist mehrere Pferde zur Verfügung, die man nach einem Einsatz austauschen konnte.
Möchte man das Bogenschießen vom Pferd als Turniersport praktizieren, ist es ratsam, ähnlich wie beim Polo mindestens 4-6 Pferde dafür auszubilden, um sie für das persönliche tägliche Training einsetzen zu können.